Hier ein Tipp, den du im Akutfall (oder natürlich auch präventiv) umsetzen kannst: Tanzen!
Keine Sorge, du musst jetzt keinen Standardtanzkurs besuchen oder dich beim Jazzdance unter Beweis stellen. Wozu ich dir raten möchte ist: Einfach mal „abshaken“! Am Ende deines stressigen Tages oder einfach mal zwischendurch, ganz spontan ohne festen Termin, zuhause, im abgedunkelten Zimmer, mit Kopfhörern oder laut aufgedrehter Anlage, allein oder mit der Mitbewohnerin oder dem Mitbewohner. Schalte deinen Lieblingssound ein und beginne dich im Takt der Musik zu wiegen, bewege jedes Gelenk, jeden Muskel in jede Richtung, die gut tut, schmeiß die Arme in die Luft und hebe die Beine, hüpfe und spring, dreh dich und kreise die Hüften und gerne auch mal ein, zwei Schritte rückwärts setzen.
Hört sich bescheuert an? Ist aber wissenschaftlich nachgewiesen:
Bei nicht chronischen unspezifischen Rückenschmerzen ist die Bewegungstherapie Mittel der Wahl und zwar besonders isolierte Bewegung, Krafttraining und Koordinations- bzw. Stabilisationstraining (das ist das Abshaken allemal) (Banzer, 2017). Der Wechsel von Be- und Entlastung der Muskeln beim Tanzen lockert verspannte Muskeln und hält die Gelenke und die Wirbelsäule beweglich. Gleichzeitig werden die kleinen Muskeln, Sehnen und Bänder aktiviert, die die großen (Haltungs-)Muskeln entlasten können. Durch das Rückwärtsgehen wird übrigens das durch das lange Sitzen nach vorne gekippte Becken wieder in eine aufrechtere Position gebracht (Christensen & Chang, 2018).
Mehrere Studien berichten, dass durch Tanzen Schmerzen verringert und Muskelfunktionen verbessert werden (Barene, Krustrup, & Holtermann, 2014; Castrillon et al., 2017; Fong Yan et al., 2018; Rodrigues-Krause, Krause, & Reischak-Oliveira, 2019). Dabei wurden zum Teil bestimmte Tanzarten getestet, jedoch ziehen alle Studien denselben positiven Schluss. Es kommt also nicht unbedingt auf die Tanzart an, sondern auf das Bewegen zur Musik im Allgemeinen.
Denn Tanzen ist auch gut für die Psyche. Besonders gilt das für das Tanzen in der Gruppe, also das gemeinsame sporteln (Mansfield et al., 2018; Overdorf, Kollia, Makarec, & Alleva Szeles, 2016). Neben dem sozialen Aspekt spielt aber auch die Musik eine entscheidende Rolle, welche auch die emotionale Stimmung erhöht. Dies geschieht durch die Aktivierung bestimmter Gehirnareale (u.a. Hypothalamus, Hippocampus, Amygdala, Präfrontaler Cortex) und die Ausschüttung bestimmter Transmitter (u.a. Endorphine, Endocannabinoide, Dopamine) (Boso, Politi, Barale, & Enzo, 2006). Neben der positiveren Stimmung (bzw. auch durch diese) wird gleichzeitig der Stressabbau gefördert (o.V., 2019). Und im Umkehrschluss wirkt sich eine stabile Psyche und das geringere Stressempfinden wieder positiv auf die Muskelverspannungen bzw. besser gesagt, die -entspannung aus (Lühmann, 2005).
Wenn man Spaß an der Musik und der Bewegung hat, bleibt man auch automatisch länger dabei (ebd.). Insofern gilt Tanzen auch als gute Präventionsmaßnahme: Man kann bis ins hohe Alter dranbleiben. Bei regelmäßiger Durchführung fördert Tanzen die aufrechte Körperhaltung, muskuläre Balance, Kraft, Ausdauer, Stabilität, Körperwahrnehmung sowie die Koordination (Christensen & Chang, 2018; Fong Yan et al., 2018; Merk, 2019; o.V., 2019; Rodrigues-Krause et al., 2019). Auch andere physische Aspekte wie Körperzusammensetzung, Blutdruck und Herzfunktion werden durch das regelmäßige Tanzen verbessert (Christensen & Chang, 2018; Fong Yan et al., 2018).
Wenn du mir jetzt immer noch nicht glaubst, probier’s doch einfach mal aus! Verbessere deine Laune, baue deinen Stress ab und werde diese schmerzhaften Muskelverspannungen los – mit anderen Worten: Tanze deine Sorgen weg!