Wie einfach alles wäre, wenn dieser Mythos stimmen würde... Leider wird der Lerninhalt aber nicht durchs Kopfkissen in unser Gehirn transferiert. Ganz so falsch ist die Verknüpfung von Schlaf und Gedächtnisleistung allerdings nicht. Ein erholsamer Schlaf ist essentiell für erfolgreiche Lernprozesse. Im Schlaf kann das Gehirn Aufgenommenes erneut abspielen („Replay“), verarbeiten und sichern. In der Tiefschlafphase lädt sich das Gehirn Gelerntes herunter ("Download") und verarbeitet diese Informationen weiter in der REM-Phase, wodurch sie gespeichert werden. In unserem Gedächtnis landen vor allem die Informationen, die mit stärkeren Emotionen verknüpft sind. Wenn man gleich nach der Lernphase schlafen geht, kann sich das positiv auf die Sicherung dieser Informationen auswirken, da dazwischen nichts mehr passieren, das das Gehirn als "wichtiger" einstuft. Positive Nebenaspekte von Schlaf und Erholung, wie Konzentrationssteigerung und eine verbesserte Aufmerksamkeit, tragen außerdem zu einer guten Leistung bei. Somit ist der Zusammenhang zwischen Lernfähigkeit und Schlaf durchaus gegeben.
Quelle:
Göder, R., Nissen, C. & Rasch, B. (2014). Schlaf, Lernen und Gedächtnis: Relevanz für Psychiatrie und Psychotherapie. Berlin, Heidelberg: Springer
Arzi, A., Shedlesky, L., Ben-Shaul, M. et al. Humans can learn new information during sleep. Nat Neurosci 15, 1460–1465 (2012). https://doi.org/10.1038/nn.3193